Jack Canfield
Es steckten einmal zwei Samenkörner nebeneinander im Boden.
Das erste Samenkorn sprach: „Ich will wachsen! Ich will meine Wurzeln ganz tief in die Erde senden und ich will als kleines, starkes Pflänzchen die Erdkruste durchbrechen, um dann kräftig zu wachsen. Ich will meine Blätter in ihrer ganzen Pracht entfalten und mit ihnen die Ankunft des Frühlings feiern. Ich will die Sonne spüren, mich von Wind hin- und herwehen lassen und den frischen Morgentau auf mir spüren. Ich will wachsen! – Ich will wachsen!“
Und so erreichte das Samenkorn nach einiger Zeit sein Ziel und wurde eine kräftige, prächtige Pflanze.
Das zweite Samenkorn aber
sprach: „Ich fürchte mich. Wenn ich meine Wurzeln in den Boden sende, weiß
ich nicht, was mich dort in der Tiefe erwartet. Ich befürchte, dass es mir
wehtut oder dass mein Stamm Schaden nehmen könnte, wenn ich versuche, die
Erdkruste zu durchbrechen. Ich weiß auch nicht, was dann dort oben über der
Erde auf mich lauert.
Es kann ja so viel geschehen, während ich wachse. Nein, nein – ich bleibe
lieber hier in Sicherheit und warte, bis es noch sicherer ist.“
Und so verblieb das zweite Samenkorn in der Erde und wartete.
Eines Morgens kam eine Henne des Weges. Sie scharrte mit ihren scharfen Krallen
nach etwas Essbaren im Boden. Nach einer Weile fand sie den wartenden Samen im
Boden und fraß ihn auf.